Leserbrief/Stellungnahme zum Beitrag von Dr. Manfred Wolfrum (AfD) zu ASSE II

Leserbrief/Stellungnahme zum Beitrag von Dr. Manfred Wolfrum (AfD) zu ASSE II

Leserbrief/Stellungnahme zum Beitrag von Dr. Manfred Wolfrum (AfD) zu ASSE II

Sehr geehrter Herr Dr. Wolfrum,

es tut mir nicht leid, dass mich Ihre langatmigen Ausführungen zu Ihrem Werdegang und Ihrer Reputation, u.a. begründet mit der Belegung von Spezialkursen in Strahlenschutz, keinesfalls beeindrucken. Es war Prof. Dr. Dr. Klaus Kühn, damaliger Leiter des Bundesamtes für Strahlenschutz, der im Wolfenbütteler Kreistag noch in den 90er Jahren behauptet hat, Asse II sei hunderttausend Jahre sicher. Obwohl es zwanzig Jahre zuvor schon Studien gab, die die Standsicherheit in Zweifel zogen und vor möglichen, massiven Laugenzuflüssen gewarnt haben. Es waren allesamt "Experten" und Wissenschaftler, die das Desaster um Asse II zu verantworten haben - und Politiker, die gutgläubig und blind gefolgt sind.

Schauen Sie, meine verstorbene Mutter war damals Obstverkäuferin. Sie hatte mehr Menschenverstand als alle Experten gemeinsam. Oder sie war einfach nur unbestechlich. Ihr war völlig klar, dass man zu Beginn nie vorhatte, den Atommüll dort nur zu Versuchszwecken zu lagern, trotz gegenteiliger Versprechungen.

Sie wollen Ihren "Argumenten" mehr Gewicht verleihen durch Ihren Titel und irgendwelchen Auszügen aus der Röntgenverordnung. Leute wie Sie sind mitverantwortlich für den sorglosen Umgang mit dem Atommüll und dessen Entstehung. Und jetzt beklagen Sie die desaströse Situation rund um Asse II und die Verschwendung von Steuergeldern. Genießen Sie Ihren Ruhestand und schreiben Sie von mir aus Ihre Biografie, den Platz im Schaufenster können Vereine besser gebrauchen.

Viele Grüße

Norbert Mrohs, Dorstadt

 


 

Sehr geehrter Herr Mrohs,

ich hatte mich schon gewundert, dass ich so viele positive Zuschriften und Rückmeldungen hatte und mich gefragt, wo denn die negativen bleiben, wo doch die Aktivisten und die Einheitsparteien alles daran setzen, die Bevölkerung in Angst und Schrecken zu versetzen. Das hat ja mit dem „Atom“ sehr gut geklappt  - und aktuell ist es ja mit dem Chaos um und dem Durchstolpern durch die Pandemie nicht viel anders („Klima“, volkswirtschaftlich unverantwortliche „Mobilitätswende“, „Kohleausstieg“, „Green Deal“ bis zur Desindustrialisierung usw. zählen auch hierhin.)

Ich habe es im Artikel für opportun gehalten, meinen wissenschaftlichen Hintergrund voranzustellen, nachdem ich vor ein paar Jahren das letzte von ca. 20 Mal den Vortragsabend im DGH Remlingen über die „Sichere Schließung der ASSE“ besucht habe und bei einer sachlichen Zwischenfrage von mir am Tisch hinter mir getuschelt wurde: “Was iss ‘n das für einer, den hätten wir gar nicht reinlassen sollen“. Und trotz meiner Historie kennt mich z.B. auch ein gewisser Herr Kramer, Bundesverdienstkreuzinhaber, nicht, worunter ich zwar nicht besonders leide, woraus ich aber ablese, dass diese Leute im eigenen Saft schmoren und nicht in der Lage sind, über den Tellerrand zu blicken.

Mit der Geschichte der ASSE und früheren Einlagerungsbeschlüssen habe ich nichts zu tun. Das wurde vor meiner Zeit und an mir vorbei entschieden.

Dass man unter heutigen Gesichtspunkten anders einlagern würde als damals, ist gemeinhin unbestritten. Und auch der Verdacht, dass – insbesondere in den letzten Einlagerungsmonaten – Atommüll in gewissem Umfang auch einfach nur „verklappt“ wurde, um ihn los zu sein, ist immer wieder Diskussionsgegenstand. Wir beide, Sie und ich können das aber rückwirkend nicht ändern und sollten die Zukunft im Auge haben. Insofern hat Ihre Frau Mutter mit dem gesunden Menschenverstand durchaus recht, wenn sie da immer an eine Methode der Endlagerung und das vorgeschobene „Versuchsendlager“ geglaubt hat.

Nach Abschluss der Einlagerungen hat man allerdings schon die Möglichkeit genutzt, bergmännische und strahlentechnische Versuche für Erkenntnisse einer Endlagerung im Salz auszuführen. Das waren durchaus sinnfällige Maßnahmen im Gegensatz zu den Nebelkerzen, die heute um die „Rückholung“ gezündet werden.

Meine ersten Erfahrungen mit der ASSE hatte ich als junger Oberarzt, als ich meiner Abteilung damals zeigen wollte, wo gebrauchte Tupfer und leere Injektionsspritzen und -nadeln landen, die immer eine Zeitlang in einem Blechfass gesammelt wurden, welches dann verdeckelt gegen teures Geld in die ASSE gebracht wurde (damals von der Firma Buchler, heute Eckert & Ziegler, der Antichrist bzw. der Leibhaftige in den Augen der ASSE-Aktivisten). Meine Mitarbeiterin Frau L. wurde damals vom Überwachungssystem unter Tage herausgefischt wegen Überschreitung der Strahlungs-Meß-Grenzwerte. Sie hatte morgens beim Injizieren der Schilddrüsenuntersuchungen unbemerkt ein kleines Tröpfchen dieser Radioaktivität auf den Finger gebracht. Seitdem bin ich überzeugt,  dass unter der ASSE ordentlich und sorgfältig gearbeitet wurde.

Heute brauchen meine Nachfolger keine mit radioaktiven Resten gefüllte teuren Fässer mehr abgeben (wo denn auch?). Kein Geringerer als der damalige Bundesumweltminister (1998 – 2005) Jürgen Trittin hat in seinen letzten Amtsmonaten eine noch heute gültige Verfügung erlassen, dass dieser Atommüll kostengünstig und unproblematisch über den ganz normalen Hausmüll entsorgt wird. (Ich erinnere mich noch gut an die Aufgeregtheit in der Presse, als vor Jahrzehnten einmal die hintere Tür des Buchler-Lieferwagens in BS auf der Westtangente aufsprang und dort ein solches Fass in die Leitplanke rollte.

Über Ihre kritische Zuschrift bin ich durchaus erfreut, denn die zustimmenden Zuschriften geben mir wenig Raum, Gegebenheiten näher zu beleuchten oder auszuführen.

Mit freundlichen Grüßen!

Ihr M. Wolfrum

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